November 2024: Gaslighting beschreibt eine Manipulation, die Menschen an ihrer Wahrnehmung zweifeln lässt. Ursprünglich stammt der Begriff aus einem Theaterstück von 1938, wo ein Mann das Gaslicht im Haus abblendet, und seine Frau an den Rand des Wahnsinns treibt, weil er sagt, die Dunkelheit bilde sie sich nur ein. Heute meint der Begriff Gaslighting meist das Herunterspielen und Wegerklären von untrüglichen Erfahrungen.

Diese Technik findet sich auch im Gesundheitswesen, wenn etwa Patient:innen das Gefühl bekommen, dass ihre Symptome von Fachkräften nicht ernst genommen oder abgewertet werden.

Wo tritt Gaslighting in der Medizin auf?

Gaslighting in der Medizin entsteht häufig durch fehlendes Wissen oder Vorurteile gegenüber bestimmten Krankheitsbildern. Besonders betroffen sind Patienten mit chronischen und unspezifischen Beschwerden wie Long-COVID, unerwünschten Arzneimittelwirkungen oder psychosomatischen Symptomen.

Woran man Gaslighting im Gesundheitssystem erkennen kann:

  • Abwertung der Symptome: Beschwerden werden als unwichtig oder eingebildet dargestellt. Es können umgekehrt auch Menschen durch eine Diagnose krank gemacht werden, die keine oder diffuse Symptome haben.
  • Distanzierte Einstellung: Das medizinische Personal ist distanziert, unter Zeitdruck und nimmt die Patienten nicht als Menschen wahr.

Ein klassisches Beispiel: Ein Patient mit psychischer Vorerkrankung kommt mit Brustschmerzen zum Arzt, die Symptome werden jedoch vorschnell als „psychisch“ abgetan, ohne notwendige Untersuchungen vorzunehmen.

Vertrauen als Basis in der Medizin

Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Wenn Patient:innen  das Gefühl haben, dass ihre Beschwerden herabgespielt oder infrage gestellt werden, entsteht eine Barriere, die das Vertrauen schwer belastet. Das Gefühl, nicht gehört oder respektiert zu werden, führt dazu, dass Patient:innen möglicherweise wichtige Informationen zurückhalten oder Behandlungen skeptisch gegenüberstehen. Mediziner:innen können durch mehr Empathie und aktives Zuhören eine stärkere Vertrauensbasis schaffen, die nicht nur den Behandlungserfolg steigert, sondern auch den Patienten als Mensch ernst nimmt

Gaslighting in der Geburtsmedizin: Wenn Frauen ihre Erfahrungen abgesprochen werden

Ein besonders sensibles Feld für Gaslighting in der Medizin ist die Geburtsmedizin. Hier erleben Frauen oft, dass ihre Empfindungen und Behandlungswünsche abgetan werden. Frauen berichten immer wieder, dass sie sich entmachtet und hilflos fühlen, wenn ihnen signalisiert wird, dass ihre Gefühle und Erfahrungen unwichtig seien oder sie „übertreiben“. Dieses Vorgehen schwächt das Selbstvertrauen der Frauen in einer ohnehin sensiblen Situation und verstärkt das Gefühl der Entfremdung und der erlernten Hilflosigkeit

Fazit: Mehr Bewusstsein und Empathie in der Praxis

Um Gaslighting in der Medizin zu verhindern, ist ein sensibler Umgang mit allen Patientengruppen entscheidend. Mehr Empathie und die Bereitschaft, auf Patient:innen und ihre individuellen Erlebnisse einzugehen, stärkt nicht nur das Vertrauen, sondern verbessert die Qualität der Versorgung und sorgt dafür, dass Patient:innen sich gehört und respektiert fühlen. Ein Patient, der sich in seinen Bedürfnissen und Empfindungen ernstgenommen fühlt, ist nicht nur zufriedener, sondern auch motivierter, sich aktiv in den eigenen Gesunderhaltungs- und Krankheitsbewältigungsprozess einzubringen.

 


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