Eine Kolumne von Ernst Ulrich Schultz

Früher nannte man die vielen Nachrichten, welche die Zeitungen füllten, den Blätterwald. Heute kann man eher von einer Sturzflut sprechen, die uns medial überspült, wenn wir Radio, Fernsehen und insbesondere Internet einschalten. Unter den vielen negativen, oft bedrohlichen Meldungen, gehen die wenigen positiven Nachrichten meist verloren.

So las ich zu meinem Erstaunen im Nachrichtenmagazin Spiegel Online, dass der bekannte Virologe Hendrik Streeck, inzwischen im Beratergremium der Bundesregierung, mit folgendem Vorschlag überraschte: Krankenkassen sollen für Gesundung und Behandlungserfolg zahlen – statt für Krankheit und Leistungen…

Das ließ mich aufhorchen. Sind diese Gedanken nicht nahe an den Konzepten, wofür sich GESUNDHEIT AKTIV und andere Patienteninitiativen seit langem einsetzen? Sicher gibt es darüber noch viel zu diskutieren, aber ein Paradigmenwechsel in der heutigen Gesundheitspolitik wäre bitter nötig.

Da musste ich doch einmal nachhaken, was aus dieser Meldung wurde und welche Wellen sie schlug.

In einem Gastbeitrag der Frankfurter Allgemeinen hatte Hendrik Streeck unter dem Titel

„Für Gesundheit zahlen, nicht für Krankheit“ über die anstehende Krankenhausreform geschrieben und grundlegende Veränderungen gefordert. Die Zeit und Spiegel Online, sowie andere Medien, lieferten gleich kurze Berichte nach. Die Berliner Zeitung schrieb sogar ausführlich über den Vorstoß von Streeck, ging auf das Für und Wider ein und titelte ganz positiv: „Streeck hat recht!“ 

Es rauschte also einiges durch den Blätterwald und in den Sozialen Netzwerken gab es die unterschiedlichsten Äußerungen zum Vorstoß von Hendrik Streeck. Viele hielten die Vorschläge zwar für sinnvoll, sprachen aber zugleich von utopischen Ideen, die nicht verwirklicht würden. Aber auch Vorwürfe wurden laut, man würde damit den „Sozialdarwinismus“ fördern, weil chronisch Kranke dann nicht mehr versorgt würden. Solche extremen Meinungen zeugen offensichtlich von einem tiefen Misstrauen innerhalb der Bevölkerung gegenüber der Politik und den Experten im Gesundheitswesen.

Trotz Beginn der nachrichtenarmen Sommerpause verebbte das Thema jedoch schnell wieder. Besonders bemerkenswert war, dass unser Leitmedium, die Tagesschau, keinerlei Interesse an den Ideen von Streeck zu haben schien und ich dort überhaupt nichts dazu fand. Dabei wurde ausführlich über die anstehende Krankenhausreform berichtet und was Bund und Länder so ausgekungelt hätten. Ein Interview oder Talkshow mit Streeck: Fehlanzeige.

Trotzdem wage ich ein optimistisches Fazit zu diesen Ausführungen. Es zeigt sich, auch durch Hendriks Streecks konstruktive Gedanken zur Gesundheitspolitik, dass sich die Zeichen mehren, wieder den ganzen Menschen in den Mittelpunkt der Gesundheitspolitik zu stellen und nicht die Maschinen und das Geld.

Ernst Ullrich Schultz

Zum Autor:

Ernst Ullrich Schultz war nach einem ersten Berufsleben als Werbefachmann über zwanzig Jahre lang Heilerziehungspfleger in einer sozialtherapeutischen Einrichtung für Erwachsene. Außerdem schrieb er nebenberuflich Artikel und Rezensionen, unter anderem für „Das Goetheanum“. Bei GESUNDHEIT AKTIV ist er seit 30 Jahren Mitglied! Nun hakt er von Zeit zu Zeit in Form einer Kolumne für uns bei Gesundheitsthemen nach!


zurück zur Übersicht

 

 

DOCH LIEBER ÜBERWEISEN?
Dann nutzen Sie unser
GESUNDHEIT AKTIV
Spendenkonto:
GLS Gemeinschaftsbank eG
IBAN DE34 4306 0967 0017 2179 00
BIC GENODEM1GLS