Newsletter November 2021 - Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser werden immer mehr Betten gesperrt und stehen für die Behandlung nicht mehr zur Verfügung. Allein seit Anfang des Jahres wurden mindestens 4.500 Betten abgebaut (siehe dazu auch unsere Meldung im Corona-Spezial). „Dahinter steckt keine böse Absicht, es fehlt schlicht das geschulte Pflegepersonal“, erklärt frühere Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Prof. Dr. Uwe Janssens, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin St. Antonius-Hospital, Eschweiler. Die bereits vor der Corona-Krise bestehenden Personal-Probleme haben sich in den vergangenen zwei Jahren noch massiv verstärkt.

Derzeit sind 20 Prozent der High-Care Betten (mit Beatmungsmöglichkeit) und 35 Prozent der Low-Care-Betten auf Intensivstationen gesperrt. „Zum Stichtag 20. Oktober 2021 wurden uns 22.207 betreibbare Intensivbetten gemeldet, am 1. Januar 2021 waren es noch 26.475 Betten, also 4.268 mehr, und das war am Hochpunkt der zweiten Corona-Welle, in der zahlreiche Pflegekräfte selbst erkrankt waren und ausgefallen sind“, sagt Prof. Dr. Christian Karagiannidis, medizinisch-wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters. Planbare Operationen müssen vielerorts wieder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Dabei spielen aber nicht nur Corona-Erkrankungen eine Rolle, sondern auch zunehmende Zahlen anderer Atemwegsinfekte wie Grippe (Influenza) und Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV, vor allem bei Kindern). Die DIVI fordert deshalb eine „grundlegende Reform des Systems“ und vor allem eine angemessene Bezahlung mit besseren Arbeitsbedingungen für die Pflege. Denn: „Das Fortschreiten der aktuellen Situation, eine weiterhin eingeschränkte Notfallversorgung und Intensivmedizin, ist nicht hinnehmbar, das haben uns die vergangenen Monate gelehrt!“, so Prof. Dr. Felix Walcher, nominierter Präsident der DIVI und Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Magdeburg.

Um der Pflege auch in der künftigen Regierung mehr Gewicht zu verleihen, hat Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) eine Umbenennung des Ministeriums gefordert: „Es sollte nach dem Vorbild Bayerns künftig ‚Bundesministerium für Gesundheit und Pflege‘ heißen“, sagte Holetschek. Zudem soll der Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege künftig direkt im Kanzleramt angesiedelt sein. „Damit wäre klar, dass dieses Thema als Chefsache angesehen wird. Außerdem wird auf diese Weise deutlich, dass Pflege alle Politikbereiche betrifft“, so Holetschek.

Quellen:

idw-online, 21. Oktober 2021
aerzteblatt.de, 21. Oktober 2021

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